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Eine wundervolle Dokumentation über eine große Bürgeraktion

30 Minuten auf DVD. Einzeln 14,95; ab 10 Stück 12,00. Lieferung auf Rechnung. Bestellungen an Die AnStifter. Olgastraße 1 A, 70182 Stuttgart kontakt@die-anstifter.de

 

Grafeneck

 

Bergaufwärts Linden Kastanien
lichte Allee
der Himmel feinsäuberlich blau
klare Sicht in hüglige Fernen

ich sehe du siehst
der Frühling ist mild

Kein flatterndes Band im Wind kein
Hauch nichts steigt aus den Wiesen
ich frage du fragst wer
karrte die Seelen hinauf
zehntausendfach lieferte Brot
unnützen Essern die
hungern nicht lang

ich spüre du spürst
der Frühling ist lau

Aufwärts durch Linden Kastanien die
Rauchfahne hoch wer drehte
den Hahn auf schürte das Feuer
warf sie hinein wer wusch sich
die Hände mit Seife die
schrie nicht schäumte nicht

Schlaf schöner Schlaf
zehntausendfach siehst du
der Frühling ist blind

Ich frage du fragst niemand weiß
schwarzes Flattern im Wind der
Himmel grauer als grau wer
schob die Schlacke beiseite
kehrte die Asche zusammen wer
grub die Grube säte das Gras

ich höre du hörst die Zeugen
schweigen
der Frühling ist schlau

Dicht geschlossen die Reihen
Linden Kastanien schöne Allee
der Himmel feinsäuberlich klar
kein flatterndes Band im Wind kein
Haar sattes Grün nichts
steigt aus den Wiesen

die Vögel zwitschern
der Frühling ist blau

 

Aus: Werner Dürrson „Ausleben“ Gedichte

 

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Urheberrechtsinhaberin

 

Der Lyriker, Essayist, Erzähler und Übersetzer Werner Dürrson wurde am 12. September 1932 in Schwenningen am Neckar geboren.

Ein Stipendium der Instrumentenfirma Hohner ermöglichte ihm ein Musiklehrerstudium in Trossingen, das er 1954 mit dem Staatsexamen abschloss.

1954 feierte er als  Mundharmonikaspieler (Weltmeisterschaft  am 25.09.1954 in Strasbourg, spielt die ersten beiden Sätze des Violinkonzerts a-moll von J.S. Bach) international Erfolge.

Danach wandte er sich der Literatur zu und studierte Germanistik, Romanistik und Musikwissenschaften in Tübingen und München. Werner Dürrson lehrte von 1962 bis 1968 an der französischen
Universität Poitiers und später auch in Zürich. Gastdozenturen führten ins In- und Ausland.

Lange Zeit war er Mitarbeiter des Süddeutschen Rundfunks.

Die Begegnung mit Hermann Hesse prägte Werner Dürrson nachhaltig. Dieser wurde ihm Vorbild und Förderer. Ihm widmete er sein erstes Buch: „Hermann Hesse - Vom Wesen
der Musik in der Dichtung“. Zeitlebens blieb er ihm freundschaftlich verbunden.

Seinen ersten Gedichtband  „Blätter im Wind“ veröffentlichte Werner Dürrson 1959. Ihm folgten stetig weitere Arbeiten. Zusammenarbeit mit Erich Heckel, Klaus Staeck, HAP Grieshaber, Johnny Friedländer, Johannes Poethen und vielen anderen.

Neben seinem lyrischen Hauptwerk widmete sich Werner Dürrson Erzählungen. So erhielt er 1973 und 1983 den Deutschen Kurzgeschichtenpreis. Zu seinen zahlreichen Auszeichnung zählen der Literaturpreis der Stadt Stuttgart (1978), der Schubart-Preis (1980), sowie der Eichendorff-Preis (2001). Außerdem namhafte Stipendien, wie das als Gast der Villa Massimo in Rom (2004).

Werner Dürrson engagierte sich als Mitglied des PEN-Zentrums, der Humboldt-Gesellschaft, sowie der Association internationale des critiques littéraires in Paris. Er zählte zur Meersburger Autorenrunde und war im Literarischen Forum Oberschwaben aktiv.

Dort im Oberschwäbischen in Riedlingen auf Schloss Neufra lebte und arbeitete Werner Dürrson bis zu seinem viel zu frühen Tod am 17. April 2008.

Seinen letzten großen und einzigen Roman „eine romaneske Biografie“, „Lohmann oder Die Kunst, sich das Leben zu nehmen“ veröffentlichte Werner Dürrson im Klöpfer & Meyer Verlag 2007.

 

letzte Aktualisierung: 2009-05-06